Während unserer (sehr anstrengenden) Renovierungsarbeiten, haben wir in einem Zimmer einen zurückgelassenen Sessel gefunden. Hübsch konnte man ihn nicht gerade nennen – sonst wäre er wahrscheinlich auch nicht vergessen worden. Er gehörte mit seinem verkochten-Erbsenmus-grünen Samtbezug und dem buchefarbenem Gestell eher in die spießige 70er Jahre Eiche-Rustikal Richtung als in einen stylischen Club.
Aber wie schon erwähnt waren unsere Renovierungsarbeiten manchmal ganz schön anstrengend und oft genug haben wir uns um den Sessel gestritten, um für 5 Minuten auszuruhen. Auch wenn die Leiter mal wieder verschwunden war, konnte man den Sessel als Tritt benutzen und wenn die Pizza vom Lieferservice gebracht wurde, war der Sessel heiß begehrt.
Als die Wohnung endlich nach unserem Geschmack hergerichtet war, kam die Zeit, dass unsere eigenen Möbel ihren großen Auftritt bekommen sollten und der arme zurückgelassene Sessel von einer Ecke in die andere geschoben wurde. Der Italiener und ich hatten diesen alten Sessel irgendwie lieb gewonnen – war er nicht unser erstes gemeinsames Möbelstück in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, die wir für unser gemeinsames Leben eingerichtet hatten. Also durfte er bleiben, aber musste sich ein kleines Make-Over gefallen lassen. Da dies der Beginn einer wunderbaren Patchwork-Familie sein sollte, durfte der Sessel sich auch in ein neues Patchwork-Outfit kleiden. Jedes Familienmitglied ist mit einem alten Bekleidungsstück oder Stoff auf dem Sessel verewigt und ich freue mich jeden Tag bei einer Tasse Kaffee und einem Buch über meinen Platz in dieser Wohnung.
Seeeeeeeeeehr schön geschrieben du bist ja ein richtig kleiner Schreiberling